Ein paar Tipps zu Wanderschuhen

Auch Wanderschuhe gehören mittlerweile zu den Schuhsorten, die für den Schuhmacher leider immer schlechter zu reparieren sind.

 

Klassischen Modelle wie das hier abgebildete Modell mit wechselbarer Vibramsohle waren schon immer recht einfach und damit günstig zu reparieren, sind heute aber nur noch selten zu finden. Aber es gibt sie.

 

Sehr häufig werden Wanderschuhe heute mit Schalensohlen / Formsohlen hergestellt, die auch wir zur Neubesohlung ans Werk senden (müssen).

 

Sollten Sie auf der Suche nach einer Sohlenreparatur auf diese Seite gestoßen sein, empfehlen wir Ihnen unsere Reparaturseite zu besuchen:

Klassischer zwiegenähter Wanderschuh, Obermaterial und Futter aus strapazierfähigem Leder, keine Nähte im Ballenbereich, einfacher Sohlenwechsel möglich.
Klassischer zwiegenähter Wanderschuh. Obermaterial und Futter aus strapazierfähigem Leder, keine Nähte im Ballenbereich, einfacher Sohlenwechsel möglich.

Kaufberatung

Wanderschuhe gibt es in vielen - verwirrenden - Kategorien: leichte Halbschuhe, Trekkingschuhe, hohe Wanderstiefel, Trekkingstiefel, Bergstiefel, Expeditionsstiefel, Trekkingsandalen.

 

Sportschuhe und Joggingschuhe taugen als einmaliger Notbehelf, halten der Dauerbelastung aber nicht so lange Stand wie Wanderschuhe und geben den Füßen weniger Halt und Führung. 

 

Kletterschuhe, Trailrunningschuhe, Mountainbike und Rennradschuhe sollten Sie ebenfalls zum Wandern nicht benutzen. 

Vorsicht. Verletzungsgefahr!

Darauf sollten Sie beim Kauf von nachhaltigen Wanderschuhen achten:

Früher oder später knicken Sie beim Wandern auch einmal um. Sei es ein Stein, eine Wurzel, irgendwas auf dem - gegenüber einer asphaltierten Straße - unregelmäßigen Wanderpfad wird Sie ins Stolpern bringen! Dann ist es von Vorteil, keinen Halbschuh sondern ein über die Knöchel reichendes Modell gewählt zu haben!

 

Für Wanderungen im Taunus oder anderen Mittelgebirgen benötigen Sie kein steigeisenfestes Hochgebirgsmodell. Leichte Wanderstiefel sind Sommers wie Winters ideal. Die mit Futterleder ausgestatteten Varianten, vielleicht auch noch genäht, sind geklebten Varianten unbedingt vorzuziehen.

 

Obwohl Sie auch im Winter gut Warm halten, sind sie auch für den Hochsommer geeignet! Denn Sie Schwitzen nicht nur weniger als in Kunststoffschuhen, der Schweiß wird vom Lederfutter aufgenommen. Der Fuß läuft also nicht im Schweiß. Schwitzen werden Sie im Sommer sowieso, der Fuß verfügt schließlich über ebenso viele Schweißdrüsen wie Achsel Stirn oder Hände.

 

Wenn ein Wanderschuh einmal hervorragend passt, regelmäßig gepflegt wird und stabil gebaut ist, brauchen Sie ihn - außer zur Neubesohlung - nie wieder herzugeben! Greifen Sie also besser zu einem reparaturfähigen Modell, sie und die Umwelt werden nachhaltig Freude daran haben. 

 

Reparaturfähig sind bei

Hanwag: Alle Modelle,

Lowa: Schuhe aus den Bereichen MOUNTAINEERING und TREKKING (Logo: Resoleable)

Meindl: Alle Wander-, Trekking-, und Bergschuhe

 

Oberteil (Schaft)

  •  Um das Sprunggelenk zu schützen, sollten Sie einen Schaftstiefel verwenden, der über die Knöchel reicht, diesen vor Stößen schützt und beim Umknicken ein Überdehnen der Bänder entscheidend mindert. 

  • Für die Nähte gilt: Je weniger, desto besser. Ein Modell, das am Ballen, da wo die Gehfalten sind, keine Nähte vorweist, ist unbedingt vorzuziehen. Wo keine Naht ist, geht auch keine kaputt.
  •  Ein Wanderschuh sollte über eine Schnürung verfügen, nur so können Sie den Schuh optimal an Ihren Fuß anpassen und einen sicheren Sitz erzeugen. Sollten Sie bergab mit der großen Zeh anstoßen, können Sie dies für längere Abstiege mit herzhafter Schnürung abmildern oder sogar ganz beheben. 
  • Lassen Sie sich von Werbesprüchen nicht täuschen: Leder ist als Obermaterial unerreicht robust, wasserdicht, atmungsaktiv, temperaturausgleichend und schützt den Fuß wie kein anderes Material. 
  • Verzichten Sie auch beim Futter auf diese ganzen "atmungsaktiven" Textilmaterialien und greifen Sie zu einem Schuh mit Lederfutter. Sie werden weniger schwitzen, auch im Sommer, und obendrein länger Freude an solchen  Schuhen haben.
  • Achten Sie darauf, das die Einlegesohlen sich aus hygienischen Gründen problemlos erneuern lassen. Mit höherwertigen speziellen Sporteinlagen lässt sich der Tragekomfort oft zusätzlich noch einmal erheblich verbessern. 

Sohle

  • Obwohl der Everest und die Eiger Nordwand noch mit genagelten Ledersohlen bestiegen wurden, sind griffige Profilsohlen aus Gummi von Vibram heutzutage die erste Wahl, nicht nur im Gebirge.

  • Aus ökologischen Gründen sollten die Sohlen selbstverständlich reparabel sein.

    Dazu ist es für uns Schuhmacher wichtig, das die Sohle und deren Unterbau nicht abgerundet am Schaft nach oben läuft, sondern rundum eine gerade Kante (siehe Abbildung) aufweist. Nur dann lässt sich die Sohle rundum fest anpressen, schleifen und damit sicher verkleben. Dieses Gestaltungsmerkmal findet sich vor allem bei zwiegenähten Schuhen wieder.
Nur bei geraden Abschlusskanten ist eine Neubesohlung problemlos möglich.
Nur bei geraden Abschlusskanten ist eine Neubesohlung problemlos möglich.

  • Die Sohlen von Wanderschuhen verfügen - wie auch viele (Sport-)Laufschuhe - über eine sogenannte Ballenrolle. Der meist hohe Spitzenhub des Leistens erleichtert dem Fuß das Abrollen. Zusammen mit zusätzliche Dämpfung übernimmt also die Sohle einen Teil der Arbeit.  Daher sollten solche Schuhe aber auch nur für den sportlichen Einsatz verwendet werden, nicht für den täglichen Gebrauch. Muskulatur, die der Körper nicht benutzt, bildet sich nämlich zurück. Daher ist das Laufen in "normalen" Schuhen im sonstigen Alltag ebenso wichtig für Gesundheit.
  • Lassen Sie sich beim Kauf zusichern, das der Schuh – wenn schon nicht vom Schuhmacher, dann wenigstens  vom Hersteller – auch neu besohlt werden kann.  Dann rechnet sich auch ein höherer Preis.


Nichts ist ärgerlicher und unökologischer, als einen ansonsten intakten Schuh auf den Müll zu schmeißen, weil er sich nicht mehr besohlen lässt. Besonders häufig kommt dies mittlerweile bei Polyurethansohlen (PUR) vor, die nach mehreren Jahren verrotten, selbst wenn der Schuh gar nicht getragen wurde.

 

 

 

Dieser Zersetzungsprozeß wird "Hydrolyse" genannt und setzt ca. 6 Jahre nach Herstellung ein. Selbst wenn der Schuh überhaupt nicht getragen wurde und die auf den Unterbau aufgetragene Laufsohle noch völlig in Ordnung ist, muss bei durch Hydrolyse zerstörter (Zwischen-) Sohle die gesamte Sohle erneuert werden.

 

Wir empfehlen weiterhin Wanderschuhe mit genähten Ledersohlen. Der Unterbau verrottet nicht, dennoch  stellen pflanzlich gegerbte Sohlenleder auf der Mülldeponie  kein Problem dar. Die aufgeklebte Gummisohle lässt sich beliebig oft erneuern, kostengünstig und innerhalb einer Woche.

Zwiegenähter Wanderschuh von 1974 aus strapazierfähigem Leder. Nach mehreren Neubesohlungen - diese ist von 2020 - also über 50 Jahre ein treuer, eingelaufener Begleiter. Das ist nicht nur nachhaltig, das spart auch Geld.
Zwiegenähter Wanderschuh von 1974 aus strapazierfähigem Leder. Durch mehrere Neubesohlungen - diese ist von 2020 - über 50 Jahre ein treuer, eingelaufener Begleiter. Das ist nachhaltig, passt auf Anhieb hervorragend und spart Zeit und Geld.

Gewicht

  • Ultra leichte Trekkingschuhe empfehlen wir nicht, denn Gewicht sparen geht oft mit "am Material sparen" Hand in Hand.

    Ein zünftiger Wanderschuh, mit dem Sie auch mal einen Bach queren und gefahrlos über Steine und Wurzeln laufen können, muss einfach etwas stabiler und damit etwas schwerer hergestellt werden.  Sonst haben Sie nicht lange Freude daran.

    In Relation zu Ihrem Körpergewicht und zum Rucksack machen 300 Gramm Gewichtsersparnis für Ihre Füße keinen Unterschied. Da fragen Sie lieber Ihren Wanderpartner, ob er Ihnen mal den Rucksack abnehmen kann, da sparen Sie weitaus mehr.

Anprobe

  • Probieren und Tragen Sie Wanderschuhe  auch mit speziellen Wandersocken. Wandersocken sind an Ferse und Ballen verstärkt und polstern somit den Fuß zusätzlich ab, das erhöht die Wanderkilometerzahl ungemein. 

  • Haben Sie einen Kandidaten entdeckt, probieren Sie ihn unbedingt 10 Minuten und länger an. Laufen Sie wenn möglich auch einmal eine Treppe o. ä. damit auf und ab. Erst nach 5 Minuten offenbaren sich die Stellen, die reiben können.

  • Probieren Sie links und rechts auch ruhig einmal unterschiedliche Größen an, dann können Sie im Zweifel besser vergleichen.

  • Achten Sie bei der Anprobe darauf, das alles richtig sitzt und ziehen Sie die Senkel nicht zu fest an. Die Zehen dürfen vorne keinesfalls anstoßen, die Ferse sollte fest im Schuh sitzen.

  • Der obere Schaftabschluß sollte nicht reiben, das lässt sich gut beim "Bergauf"-Gehen testen (Treppe).

  • Der Schuh ist zu eng? Größenbezeichnungen ist nur bedingt zu vertrauen. Testen Sie das nächstgrößere Modell. Ist dieses zu groß und die Ferse findet keinen Halt, dann nehmen Sie besser die nächst kleinere Größe. Solange Sie mit den Zehen vorne nicht anstoßen, ist es die richtige Größe, der Schuh muss nur noch eingelaufen werden.  Im Ballenbereich kann der Schuh vom Schuhmacher geweitet werden.

Einlaufen

  • Tragen Sie die Schuhe zu Beginn erst einmal mehrere Stunden in der Wohnung. Erst danach auf Spaziergängen im Park oder im Gelände. Steigern Sie nach und nach die Wegstrecken.
    Halten Sie gerade zu Beginn ein paar Blasenpflaster  aus Drogerie oder Apotheke bereit und bringen Sie diese gezielt und möglichst frühzeitig an. Das erleichtert das Einlaufen ungemein. Planen Sie zu Beginn nicht allzulange Touren, die Sie zur Not auch abbrechen können. 

  • Synthetische Materialien  verfügen über hohe Rückstellkräfte, wie ein Gummiband dehnen sie sich, fallen dann aber in die ursprüngliche Lage zurück. Sie sind recht schnell, aber nie wirklich eingelaufen, stattdessen ermüdet das Material und geht nach wenigen Jahren kaputt. Das schadet nicht nur Ihrem Portemonnaie sondern auch der Umwelt.

  • Schuhe mit langlebigerem Oberleder und Futterleder "lernen" beim Einlaufen, an welchen Stellen genau Ihr ganz persönlicher Schuh  weiter oder flexibel werden muss, um ihrem Fuß den Platz und die Bewegungsfreiheit zu geben, den er benötigt. An anderen Stellen bietet er festen Halt und schützt wirksamer als dünnes Synthetik-Mesh vor Verletzungen.

  • Bei Leder können Sie in buchstäblichen Härtefällen mit Wasser, befeuchten Sie Oberleder und Futter und laufen Sie  ca. eine halbe Stunde. Danach aber wieder imprägnieren.

  • Sollten Sie auch nach längerer Einlaufphase unzufrieden sein, können Sie den Schuh mit speziellen Lederdehnungsmitteln oder Weiten im Weitapparat beim Schuhmacher weiten lassen.

  • Je fester, stabiler, robuster und langlebiger der Schuh ist, desto länger dauert leider auch die Einlaufphase. Sie werden im Gegenzug dafür aber mit längerer Freude an Ihrem Schuh belohnt. Einen perfekten Kauf werden Sie dann kein zweites mal tätigen müssen, das spart Geld und Verdruss.

Pflege

  • Die ist nun wirklich einfach. Er muss ja nicht schön sein. Aber praktisch. Nach einer matschigen Wanderung lassen Sie die Schuhe also einfach trocknen, bei der nächsten trockenen Wanderung blättert der Schmutz von ganz alleine ab.

  • Ab und zu den Schuh mit Wasser reinigen und nach dem Trocknen imprägnieren. Eine zusätzliche Imprägnierung vor Regenwetter freut den Schuh umso mehr.

  • Am besten ausdrücklich für das Modell empfohlene Pflegemittel des Herstellers verwenden.

  • Niemals in die Waschmaschine und niemals auf die Heizung stellen, Temperaturen über 35° C sind - außer beim Wandern - für Schuhe tabu.

  • Ein Paar Ersatz-Schnürsenkel im Rucksack bereithalten.

Namhafte Hersteller von Wanderschuhen

Hanwag

 

wurde 1921 von Hans Wagner in Jetzendorf gegründet. Der Name ist eine Zusammensetzung aus HANs WAGner. Auch seine Brüder Alfred Wagner und Lorenz Wagner wurden Schuhmacher und gründeten Schuhfirmen. 


Meindl wurde 1928 von Lukas Meindl sen. in Kirchanschöring gegründet.

Er setzt die seit 1683 bestehende Familientradition als Schuhmachermeister in 7. Generation fort und legt den Grundstein für die Marke Meindl.


Lowa wurde 1923 von Lorenz Wagner in Jetzendorf gegründet. Der Name ist eine Zusammensetzung aus LOrenz WAgner. Auch seine Brüder Alfred Wagner und Hans Wagner wurden Schuhmacher und gründeten Schuhfirmen. 

 


Trabert

 

Im 17. Jahrhundert gegründet, ist Trabert ein traditionsreicher Wanderschuhhersteller. Friedrich und Heinrich Trabert gründeten am 1.11.1900 die „H. & F. Trabert Spezialfabrik für Stiefel, Beruf- und Landschuhe in Ostheim v. d. Rhön“.